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Arnaldus von Villanova (geboren zwischen 1235 und 1240) war ein visionärer Geist und hinterließ zahlreiche Erfindungen. Teils haben sie sogar in die moderne Medizin, Chemie oder psychosomatische Therapie Eingang gefunden. Er entdeckte beispielsweise die Giftigkeit von Kohlenmonoxid und verdorbenem Fleisch, er entwickelte die Gewinnung von Wirkstoffen aus Pflanzen (Mazeration) und erfand die Haltbarmachung von Wein durch Stoppung des Gärprozesses. Er war der Erste, der Lackmus als Indikator für Säuren und Basen einsetzte. Und sogar der heutigen Traumforschung gilt er als Wegbereiter, denn er erkannte den diagnostischen Nutzen mancher Träume. Zahlreiche medizinische Handbücher entstammen seiner ärztlichen Erfahrung.
Arnaldus von Villanova war gewiss kein einfacher Zeitgenosse und stets bemüht, im Einklang mit seinen Überzeugungen zu handeln. Beispielsweise verteidigte er trotz großer Treue zum kirchlichen System die laienklösterlichen Gemeinschaften der Beginen und Begarden und stellte das Armutsideal der Bettelorden oder Spiritualen einem verderbten Christentum gegenüber. Er drängte seine Zeitgenossen, sich für die heraufdämmernde Endzeit und die Ankunft des Antichristen zu wappnen, die er für das Jahr 1378 befürchtete. Seine hartnäckige Vorgehensweise brachte ihm dann zeitweilig auch Häresieverdacht und Gefängnis ein. Doch auch gegen derartige Vorverurteilungen und Missverständnisse kämpfte er mutig an und so konnten viele seiner visionären Ideen die Jahrhunderte überdauern.
Am 6. September 1311 befand sich Arnaldus auf einer seiner zahlreichen Reisen, diesmal zur Behandlung eines Königs, als sein Schiff vor Genua in Seenot geriet und ihn in den Tod riss. Hier endete das Leben des großen historischen Arnaldus Villanovanus und bald erblühte die Legendenbildung um diese ungewöhnliche Persönlichkeit: vom berühmten Arzt bis zum Wunderheiler ist da die Rede, vom Friedenshelfer oder Ränkeschmied und königlichen wie päpstlichen Einflüsterer oder auch vom Visionär bis zum Ketzer gehen die Vermutungen.