Mein KontoKasseWarenkorb

Rezension zu: "Die kleine schwarze Prinzessin aus dem Never-Never"

von Kerstin MarklofskyDatum hinzugefügt: Montag, 27. März 2017Rezension von Sagittarius:
"Es geht um Australien ..."

Es geht um Australien, nicht um das "Never-Never-Land" Peter Pans.

Doch ist der Untertitel dieses Buches sehr wohl gerechtfertigt. Denn so wie Peter Pan, diese geniale Schöpfung des J.M. Barrie, ein junger Fürst, ein Prinz ist, so ist auch "Bett-Bett", das kleine Eingeborenen-Mädchen, von Adel.
Geadelt durch ihre Herkunft aus dem Stamm eines großen, weisen Volkes: der Aboriginees Australiens.

Auf eine unwiderstehliche Weise beschreibt die Autorin, die als weiße Farmersfrau durch "Bett-Bett" eine Nähe zu den schwarzen Ureinwohnern Australiens erfährt, die sonst nicht möglich gewesen wäre, die Eigenart eines Volkes, das ganz der Natur lebt - in ihr, mit ihr, auf eine selbstverständliche Weise, wie sie dem Europäer vielleicht einmal vor langer, langer Zeit gegeben war: die naturverbundenen Kelten dürften dieser Lebensweise noch am nächsten gekommen sein.

Zur Verdeutlichung dieser Worte möchte ich hier eine Textstelle zitieren, die mir besonders gefiel und die ich für sich selbst sprechend halte: (S. 74 in der 2. Auflage des ARAKI-Verlags)

( ... )

Nach dem Essen warf sich Bett-Bett ins Gras und sagte:
Mich richtig müd, Missus."Dann wollte sie wissen, warum weiße Menschen in Häusern wohnen. Ich wusste nicht recht, wie die beiden Gedankengänge zusammen passten, bis sie sagte: Die sind doch dumm, wenn müde, müssen jedes Mal heim gehen." Nun verstand ich, was sie beschäftigte. Wenn ein Eingeborener müde ist und genügend zu essen bei sich hat, so sieht er keinen Sinn darin, einen weiten Weg zu gehen, nur um einen ganz bestimmten Platz zu erreichen und ihn ,Heim` zu nennen. Wenn kilometerweit die ganze Gegend dein Eigen ist, ist es doch wirklich besser, ein Heim gerade dort aufzuschlagen, wo man ist, und das bereitet keinerlei Schwierigkeiten, wenn man weiter nichts besitzt als einen nackten Körper.

( ... )

Mit diesem Zitat wird auch zugleich die hinreißend-authentische Schreibweise der Autorin deutlich, ebenso ihr vorbehaltloses Interesse wie auch ihre Faszination für diese ganz besonderen Menschen.

Die humorvolle und tolerante Einstellung der Autorin atmet in jeder Zeile dieses leichtlesigen und dabei hoch interessanten Buches, das sowohl dem interessierten Erwachsenen wie auch dem noch lese-unkundigen Kind Zugang verschafft zu einer Welt der Sonne und des Spielens, freilich auch der finsteren Rituale wie dem 'Totsingen'. Nichts ist beschönigt, doch durchdrungen von der Wärme einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. Es nimmt nicht Wunder, dass dieses Buch seit mehr als hundert Jahren eine weit gefächerte Leserschaft begeistert, unter ihnen viele, die vor der Lektüre gar nicht wussten, wie interessant Australien ist ... eben doch ein 'Never-Never-Land'.

Bewertung: 5 von 5 Sternen! [5 von 5 Sternen!]ZurückBewertung schreiben