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Egons erste Hose

Eine Erzählung in Anekdoten
Von: Lüssy, Heinrich
Wolfbach, 2020, 160 Seiten, Hardcover, gebunden

ISBN: 9783906929446

23,50 €

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Vom Verdingbuben zum Multimillionär. Aus dem Erbe seines Schwiegervaters kauft der Malermeister Egon Kislig einem in Not geratenen Architekten die Pläne für ein Miethaus ab und baut von da an Block um Block. Geschäftlich und privat versteht er es, Großzügigkeit und Schlauheit so zu verbinden, dass er den Nutzen aus den entstandenen Abhängigkeiten zieht. Auf diese Weise unterhält er ein dichtes Beziehungsnetz. Doch Kislig hat einen geheimen weichen Punkt: Seinerzeit bewegte ihn sein Lehrmeister dazu, als Posaunist in die dörfliche Harmonie einzutreten. Hier bekommt er seine erste richtige lange Hose aus feinem Stoff. «Ich fühlte mich zum ersten Mal als ein Mensch», bekennt er. Dieses Initiationserlebnis prägt ihn für sein ganzes Leben und bildet deshalb den Kern, um den sich die Geschichte dreht und deren Faden sich vom Berner Jura bis nach Afrika und Thailand spinnt.

Erzählt wird aus der Perspektive des Sozialpädagogen Toni Ryser. Auch ihn verstand Kislig einst in seinem Netz zu fangen, indem er ihn hilfreich auffing. Dies erklärt die ambivalente Haltung, die Toni seinem Wohltäter gegenüber einnimmt. Doch beim Schreiben über ihn merkt er, dass er unwillkürlich begonnen hat, sich mit ihm zu identifzieren.
 
Auszug:
Unmöglich kann ich Egons Menschwerdung dank einer Hose ins Zentrum stellen, noch weniger seine dubiose Mannwerdung in Kenia schildern und erst recht nicht verkünden, dass er in Thailand schließlich die Liebe fand, was ich für ihn ja nur inständig hoffe.
Eine unumstößliche Tatsache ist indes, dass nur wegen besagter Hose heute in Hinterhilügen das majestätische Konzerthaus steht. Wenn das kein Stoff für eine Anekdote ist!

Autor/in

Lüssy, Heinrich1943 in Winterthur geboren, hat als Germanist promoviert und auch weiterhin wissenschaftlich publiziert. Im Wolfbach Verlag sind der Roman «Gezeichnet» (2008) und die Erzählung «Bühlstraße / Büelstraass» (2009) erschienen. Sonst ist er schriftstellerisch als Essayist hervorgetreten: «Die Krise der Neuzeit», drei Bände, Wiesbaden 1995, «Aufsässigkeit», Wien 2001, in französischer Übersetzung: «La Dissidence», Paris 2006, «Soziale Gerechtigkeit», Zürich (Wolfbach) 2010.



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